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Neuer Aktivprogrammpunkt

Almpflege: Naturnah & sinnstiftend

von Maria Sevignani Erstellt am 18. August 2023

für Tierliebhaber*innen für Sommermenschen für Naturfreund*innen für kleine & große Entdecker*innen für Selbermacher*innen für Wissenshungrige für Urlaubsgestalter*innen für Weltretter*innen

Es ist in der Tat ein einschneidendes Erlebnis, das der Tourismusverband Wilder Kaiser hier gemeinsam mit dem Planungsverband ins Leben gerufen hat: Einheimische wie Gäste können einen Vormittag als Almpfleger*in verbringen und in Sachen Artenvielfalt, Biodiversität und Klimaschutz selbst Hand anlegen. Wir haben das Programm für euch getestet und können es von Herzen weiterempfehlen ...

Wir alle kennen das Bild der grasenden Kuh auf der saftigen Wiese, begleitet vom sanften Gebimmel der Kuhglocke und der frischen Prise kühler Bergluft ... Doch bei all der Idylle, die uns dieses Bild vermittelt, sollten wir nicht vergessen, dass auch „saftig“ viel Arbeit hinter diesen saftigen Almwiesen steckt. Wie uns auch Alminger Hans gleich zu Beginn unseres Besuchs, auf den (harten) Boden der Tatsachen zurückbringt – und zwar wortwörtlich: Denn, „die herumliegenden Steine und der Jungwuchs von Wachholder, Berberitze, Farnen und Co. gefährden unsere Weideflächen,“ so der Alminger und ergänzt: „Der Pflanzenwuchs nimmt in den höheren Lagen immer mehr zu, was zur Folge hat, dass die Kühe kein, oder nicht mehr genug, frisches Gras finden. Deshalb ist es wichtig, dass wir dieser „Verbüschung“ entgegenwirken. Sonst haben nicht nur die Kühe irgendwann nichts mehr zum Fressen, sondern auch die biologische Artenvielfalt ist gefährdet. Wenn der Farn zum Beispiel alles überwuchert, kriegen die darunterliegenden Kräuter und Almblumen kein Licht und keinen Sauerstoff mehr. So verlieren auch Bienen und andere Insekten ihren Nährboden.“

Und da kommen wir ins Spiel

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Hans erklärt, warum Almpflege so wichtig ist

Denn, wir sind ja heute da, um dem Hans bei seiner täglichen Almpflege zu helfen: Mit Gummi-Handschuhen und Zangen ausgerüstet, geht’s dem ersten Wacholderstrauch auch schon an den Kragen. „Am besten ganz unten abschneiden, wo kein Ast mehr ist“ hören wir den Hans noch rufen. Doch die Vorfreude, endlich selbst Hand anzulegen, lässt uns kaum noch Zeit zum Zuhören. Auch, dass es mittlerweile angefangen hat zu regen, stört uns nicht weiter.

Die Tatsache, dass wir mit unserer Arbeit gerade jetzt, in diesem Moment, einen wertvollen Beitrag zum klimafitten Erhalt dieser wunderschönen Naturlandschaft leisten, zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht. Zack, zack, zack - das Abzwicken der Sträucher ist auch total meditativ. Wir merken erst gar nicht, dass wir einer Kuh bei ihrer Futtersuche im Weg stehen; erst ihr lautes „Muuuuuuuh!“ reißt uns aus unseren Gedanken ... Es ist einfach ein tolles Gefühl, der Natur auch wieder mal was zurückzugeben. Und als wir nach knapp eineinhalb Stunden nach unten schauen, sind wir gleichsam überrascht wie erfreut, was wir schon alles geschafft haben.

Viele Hände, schnelles Ende

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... Könnte somit auch das Motto dieses „Almpflege-Vormittags“ des Tourismusverbands Wilder Kaiser sein, der jeweils am 23. und am 30. August 2023 nochmals stattfinden wird. Und soviel schon vorweg: „Zu tun gibt es genug“, wie uns auch der Hans versichert. Er und seine Familie sind im Sommer täglich auf der Alm.

Zum Einen natürlich um nach den 21 Rindern zu schauen, zum Anderen aber auch um eben die Weideflächen dort zu pflegen. Dass die Almwiesen vor dem überbordenden Wildwuchs und den herumliegenden Steinen geschützt werden, hilft uns letztlich nämlich allen. Den Tieren, den Pflanzen und auch uns Menschen.

Almpflege schützt auch vor Naturgewalten

Durch den überständigen Wuchs kann nämlich beispielsweise auch das Wasser nicht mehr so gut im Boden versickern, es kommt zu einem erhöhten Oberflächenwasserabfluss, der bei Starkregen zu Überflutungen führen kann. Und auch im Winter ist das Risiko einer Lawine auf unbewirtschafteten Almwiesen wesentlich höher, da eine nicht abgegraste Altgrasschicht die ideale Gleitfläche für eine Schneedecke darstellt. Summa summarum sind unsere Almen also nicht nur aus landwirtschaftlicher Sicht besonders schützenswert, sondern tragen auch wesentlich zum Erhalt der Biodiversität und Schutz vor Naturgewalten bei.

Und jetzt, nachdem wir zumindest einen Vormittag lang selbst Hand angelegt haben, können wir eines mit Gewissheit sagen: Man kann hier absolut nichts falsch machen! Außer nichts zu tun! In diesem Sinne: #wirzusammen schaffen das.

Maria Sevignani

Als freie Texterin und Redakteurin schreibt „dieschreibmenschin“ lieber für andere als über sich selbst. Wer dennoch etwas über sie wissen will: Die 2-fach-Mama bringt die Dinge gern auf den Punkt (weil sie Beistriche nicht mag) und schreibt ihre Texte mit links (weil sie‘s mit rechts nicht kann). Ihre Ideen-Berge sind mindestens so hoch wie der Wilde Kaiser, der ihr täglich vom Bürofenster aus zulächelt. Und wenn Maria nicht gerade in die Tasten haut, haut sie sich gern auf ihre Yogamatte, auf’s Bike, an den See oder in die Berge ...

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