Geführte Wanderung bei MondscheinVollmond-Schneeschuhwandern
von Katharina Muck Erstellt am 14. März 2019
für Wintermenschen
für Naturfreund*innen
- Traumhafte Landschaft im mystischen Licht
- Der Natur so nah wie selten
- Ein Bergerlebnis für jeden der „laufen“ kann
Es ist Februar, es ist Vollmond – und nicht irgendein Vollmond, sondern der absolute Supervollmond. Im Februar ist dieser der Erde wohl so nah wie sonst nie im Jahr, das bedeutet er scheint heller als sonst – wenn er denn scheint und nicht von Wolken verdeckt ist.
Ich habe mich für heute für die Vollmond Schneeschuhwanderung in Going angemeldet und treffe vor dem Infobüro auf die anderen Naturbegeisterten, die für heute Abend eine gemeinsame Gruppe bilden.
Wir sind ein bunter Haufen, von Kind bis Opa, von „Alleingängern“ über Paare bis hin zu Gruppen, teilweise Deutsch, teilweise Engländer und Holländer – was wir alle gemeinsam haben – die Vorfreude auf dieses besondere Naturerlebnis.
Unser Guide Hans Widmoser sammelt uns ein und verteilt erst mal Ausrüstung. Es gibt Schneeschuhe, Wanderstöcke – das war’s. Wir selbst haben alle gute und feste Schuhe an und warme Wintersportklamotten + Handschuhe. Stirnlampen hätte Hans auch, die behält er aber erst mal für sich da die Nacht so hell ist, dass wir sie nicht noch künstlich beleuchten müssen. Die Tour gibt es aber auch bei anderen Mond-Zuständen – da können die Stirnlampen durchaus sinnvoll sein – vor allem wenn man es schafft damit die andern Teilnehmer nicht zu blenden ;)
Murphys Law schlägt leider zu, kaum haben alle das Equipment in den Händen und es könnte losgehen, zeigt sich der Mond „gschamig“ und versteckt sich hinter ersten aufziehenden Wolken. Aber sei es wie es sei – er ist ja trotzdem da. Die Stimmung ist super gut, erste Kontakte werden untereinander geknüpft und Hans tut das seinige durch spontane lustige Kommentare und Sprüche um die gute Stimmung zu halten.
Zunächst geht es über die Straße Richtung Hotel Sonnenhof zum Parkplatz. Hier ziehen wir im Licht der Laterne unsere Schneeschuhe an. Dabei erklärt Hans detailliert wie es geht und worauf man achten muss – letztendlich ist das Fazit klar – jeder der Laufen kann, kann auch Schneeschuhwandern. Man muss nur aufpassen sich selber nicht auf die (zugegebenermaßen etwas verbreiterten) Füße zu treten – und das im Idealfall auch beim Vordermann zu vermeiden.
Dann geht’s los – im Gänsemarsch zunächst an der Loipe entlang werden vorsichtig erste Gehversuche gestartet. Und ja – an sich ist das Gefühl eben etwas breitbeiniger und vorsichtiger – aber am Ende vor allem ein sicherer Halt im Schnee und bei Tiefschneepassagen vermindertes Einsinken. Die ausgefeilte „Technik“ konsequent hintereinander her zu gehen führt aber auch zu einem ausgetretenen Pfad – von daher ist Einsinken eh eher unwahrscheinlich.
Wir laufen zunächst an der Loipe entlang, dann geht’s noch mal kurz über eine asphaltierte Straße durch Going vorbei an den Fuß des Wilden Kaiser. Ab hier beginnt der eigentliche Spaß – wir verlassen beleuchtete Straßen und finden uns mitten in der Natur und folgen unserem Guide den Weg entlang. Der Mond begleitet uns, mal präsenter mal versteckter und es ist wunderbar ruhig. Man hört nur das Knirschen unserer Schritte im Schnee.
Nach ca. 20 Minuten erreichen wir eine kleine Anhöhe von der aus man einen wunderbaren Ausblick hat. Auf der einen Seite die beleuchtete Ski- und Rodel-Pisten von zum Beispiel Going und Ellmau, auf der anderen Seite das beeindruckende Massiv der Gebirgskette vom Wilden Kaiser mit dem Ellmauer Tor genau vor uns. Wie kleine Glühwürmchen escheinen Lichter direkt unterhalb des Ellmauer Tors – Tourenski-Geher aus der Region nutzen die perfekte Nacht für einen Traumausflug. Tourenski gehen – etwas was ich unbedingt auch noch ausprobieren will, ob bei Tag oder bei Nacht – auf jeden Fall aber mit einem Guide aus der Region der weiß wo es am schönsten ist :-)
Unser Guide nutzt diese Stelle als kleine Pause , auch mit der guten Nachricht – das wir nicht mehr weiter hinauf müssen – wobei ich sagen muss, sportlich herausfordernd war das nicht – wir reden hier nicht von Bergsteigen. Sondern von Spazierengehen im Schnee mit dem perfekten Schuhwerk für den sicheren Tritt…
Eine Teilnehmerin fragt Hans danach, woher der Wilde Kaiser seinen Namen hat. Es gibt viele Geschichten dazu - Hans erzählt seine Lieblings Geschichte:“ Im Gebirgsmassiv zeichnet sich wenn man genau weiß wo man hinschauen muss angeblich eine liegende Gestalt ab, die wie ein schlafender König aussieht und links daneben von 3 Rittern bewacht wird. Die Legende besagt, dass dieser König – oder eben Kaiser so lange liegt und ruht, bis die Quelle unterhalb der Gruttenhütte versiegt, um dann aufzustehen und die letzte Schlacht zu schlagen“ ich muss gestehen, ich sehe im Dunkeln den Kaiser nicht in der Form wie Hans das beschreibt – überprüfe es aber bei Tag und kann das Bild erkennen – eine schöne Geschichte – ich bin gespannt welche mir bei meinen Touren und Ausflügen hier am Wilden Kaiser noch begegnen werden…
Wir gehen weiter – ca. 20 Minuten später machen wir erneut Halt – der Hintergrund ist, dass wir schon mehr als die Hälfte der Strecke erreicht haben und das gefeiert werden muss. Unsere beiden Guides teilen kleine Becher aus und Schnaps macht die Runde – gemeinsam wird angestoßen. Das schnapseln, so erklärt uns Hans mit einem Augenzwinkern machen die Tiroler als gute Gastgeber eigentlich (fast) nur uns zuliebe ;-) Eingebunden im Tiroler Alltag sei es mehr Medizin und Vor- oder Nachbereitung einer guten Mahlzeit oder geplanter Tätigkeit. Seine Begleitung übersetzt simultan für die englischsprachigen Gäste – unsere Reaktion, nämlich schallendes Gelächter und dann ein „prost“ ist universell und hallt den Berg hinauf – ob die Tourengeher uns wohl hören?
Danach geht es weiter über das Feld zurück Richtung Going. Wir haben einen traumhaften Blick auf die beleuchtet Kirche die auch Drehort vom Bergdoktor ist und auch der Mond lässt sich immer mal wieder blicken.
Nach gut 1.15 h sind wir zurück. Zufrieden und glücklich. Ich freue mich sehr dass ich mich aufgerafft habe und die gemütliche Couch verlassen habe. Nachts sehen viele Dinge einfach noch mal anders aus. Nachdem die Schuhe wieder eingesammelt sind löst sich unsere Gruppe wieder auf und pünktlich zur Verabschiedung erscheint auch der Mond wieder in seiner vollen Pracht.
Ein tolles Erlebnis das ich sicher nicht vergessen werde. Es macht gar nichts wenn man wie ich alleine kommt, man wird sofort in eine Gruppe integriert und das gemeinsame Erlebnis verbindet. Und ob mit oder ohne Mond – Spazierengehen bei Nacht am Wilden Kaiser ist ein Traum – die Gebirgskette ist im Dunkeln genauso magisch wie tagsüber, und sowohl Mond als auch Sterne leuchten in den Bergen einfach immer viel heller und sind fast zum Greifen nah.