Anspruchsvoller Steig auf einen der westlichsten Gipfel des Wilden KaisersGipfel-Rundtour über den Widauersteig auf den Scheffauer
von Birgit Hong Erstellt am 02. August 2018
für Sommermenschen
für Outdoor-Begeisterte
für Naturfreund*innen
Hintersteinersee (890m) - Walleralm (1171m) - Hochegg (1470m) - Kaindlhütte (1318m) – Widauersteig - Scheffauer (2111m) - Steiner Hochalm (1257m) - Hintersteinersee (890m)
Was für eine Tour - aufregend, etwas anspruchsvoller und wunderschön! Absolut zu empfehlen für alle die 100% schwindelfrei und trittsicher sind, und sich auf ein kleines Abenteuer am Fels einlassen möchten. Von unten sieht man ihn ganz klar, den Scheffauer – die höchste Erhebung am westlichen Ende des Wilden Kaisers. Von oben bietet der markante Gipfel mit seinen 2.111m einen hervorragenden 360° Weitblick und man könnte stundenlang die Aussicht genießen.
Wir starten die ca. 7-8 stündige Tour früh beim glasklaren Hintersteiner See und freuen uns schon jetzt auf die Abkühlung und den gemütlichen Badeplatz nach dem Gipfelerlebnis. Einen Helm, Mountainbikehandschuhe, genügend Wasser und Verpflegung haben wir eingepackt, auch eine Klettersteigausrüstung wäre zu empfehlen. Parken kann man direkt gegenüber vom Seestüberl auf dem kostenpflichtigen Parkplatz, dann kann man die Badesachen gleich im Auto lassen und hat sie später griffbereit. Rechts vom Seestüberl wandern wir in einer guten Stunde erst über den Wurzelweg, und dann weiter die Fortstraße hinauf zur Kafma Alm, Stöfflhütte & Walleralm auf 1171m. Hier ist's um diese Zeit noch schön ruhig und nur die Kühe schauen uns mit großen Augen an.
Nach dem Almengebiet geht’s weiter hinauf Richtung Kaindlhütte und über Stock und Stein erreichen wir ca. 45 min später schon unseren ersten kleinen Gipfel, das Hochegg auf 1470m. Die Aussicht von hier ist toll, dafür muss auf jeden Fall ein kurzer Stopp eingelegt werden. Mit Respekt schauen wir hinauf auf die schroffen Gipfel des Wilden Kaisers, genießen den Weitblick ins Inntal und über die Bergwiesen auf den Zahmen Kaiser.
Ab jetzt geht’s erstmal wieder bergab, und 20min später sind wir an der Kaindlhütte auf 1318m angekommen. Kurz überlegen wir, ob wir hier noch auf eine kleine Stärkung einkehren sollen, die Terrasse sieht sehr einladend aus. Wir entschließen uns aber dann doch gleich weiter zu gehen und biegen hinter einem großen Felsen mitten im „Zentrum“ rechts ab Richtung Scheffauer/Widauersteig.
Ab jetzt wird’s steil und durch einen dichten Wald geht’s im Zickzack gleich mal einige Höhenmeter hinauf. Eine anstrengende halbe Stunde später haben wir dann endlich wieder etwas Aussicht. Wir stehen am Rande eines großen Kessels und schauen jetzt gerade hinüber auf eine Felsplatte. Wie wir da durch und hinaufkommen sollten, ist uns jetzt noch nicht ganz klar.
Aber erstmal erfreuen wir uns an der Gams, die mitten zwischen den Felsbrocken ganz ruhig und entspannt liegt und sich nicht weiter von uns stören lässt. Wir umwandern dann die Senke und kommen schon bald auf die andere Seite. Durch ein kurzes Geröllfeld geht’s direkt an den Felsen. Bevor wir das erste Stahlseil hinaufklettern, machen wir noch eine kurze Pause zur Stärkung, setzen auch gleich den Helm auf und ziehen uns die Handschuhe an.
Ab jetzt geht’s relativ senkrecht weiter durch den Widauersteig. Diesen gibt es bereits seit 1911 und speziell an heißen Sommertagen ist er sehr beliebt. Wir sind froh über die Handschuhe, da man so die Hand die ganze Zeit am Stahlseil lassen kann. Eine Klettersteigausrüstung würde hier auch ganz praktisch sein, vor allem wenn man sich mal kurz umdrehen möchte um ein paar Fotos zu machen. Der Steig ist ab jetzt wirklich ausgesetzt und es geht neben dem schmalen Weg gut und gerne mal einige 100 Höhenmeter hinunter.
Die nächsten ca. 1,5 Stunden geht’s abwechselnd gehend und kletternd steil bergauf. Immer wieder ist der Steig mit Stahlseilen versichert und es ist mehr zu kraxeln, zwischendurch sind auch teilweise nicht so anstrengende Querungen. Aber auch auf diesen sollte man aufpassen, und nicht am Schotter wegrutschen. Ausgesetzt ist es hier überall, also man muss schon wirklich absolut schwindelfrei sein. Auch der Steinschlag sollte hier nicht unterschätzt werden, speziell wenn Leute vor einem unterwegs sind. Und man sollte natürlich immer selber mit gutem Beispiel vorangehen. Eure Nachfolger werden Euch dankbar sein ;-)
Nach dem etwas anstrengenderen, aber auf jeden Fall sehr spannenden und schönen Teil, ist bald ein Ende in Sicht. Die letzten Meter klettern wir noch hinauf, bevor wir dann in die Senke kommen wo auch der südliche Steig auf den Scheffauer herauf kommt. Von hier dauerts nur noch 10min auf den Gipfel. Die letzten Meter sind schnell geschafft, und schon lassen wir uns neben dem Kreuz nieder und genießen unsere Jause.
Der Ausblick hier oben ist wirklich genial. Direkt unter uns sehen wir den Hintersteinersee, und dahinter das Inntal, auf der anderen Seite weitere Kaisergipfel wie Hackenköpfe, Sonneck und Treffauer, das ganze Sölleukental, die Kitzbüheler Alpen, den Zahmen Kaiser, an klaren Tagen sogar die Hohen Tauern bis hin zum Großglockner und dem Großvenediger, die Zillertaler Alpen, das Karwendel- und Rofangebirge, die Bayerischen Voralpen und die Chiemgauer Alpen. Wir nehmen uns genug Zeit, die Schönheit der Natur hier einfach mal in Ruhe zu genießen.
Den Abstieg treten wir dann Richtung Süden an, diese Seite ist doch etwas einfacher und sicherer. Der Weg ist zwar auch relativ steil, aber nicht so ausgesetzt wie der Widauersteig. Kurze Passagen im oberen Teil sind durch ein Stahlseil oder Tritte entschärft. Nach einiger Zeit am Felsen und zwischen den Latschen queren wir noch ein Geröllfeld, bevor‘s dann endlich im Wald weitergeht. Mittlerweile ists ganz schön heiß geworden und die Steiner Hochalm auf 1257m kommt glücklicherweise immer näher. Nach ca. 1,5 Stunden haben wirs geschafft – und bei einem erfrischendem Getränk und den Harfenklängen der Wirtsleute, genießen wir ganz entspannt den Blick auf den Gipfel.
Nach der Rast spazieren wir noch ca. 45min zurück zum Hintersteinersee, schnappen unsere Badesachen und könnens kaum noch erwarten uns im See abzukühlen. Gemütlich lassen wir den Nachmittag am Badeplatz beim Seestüberl ausklingen.
Berg heil und viel Spaß in den Bergen
wünscht Eure Birgit