Warum finden so viele verschiedene Nationen ihre neue Heimat im Kaiserort Söll?Söll – der Meltingpot im Tiroler Unterland
von Gabriel Eder Erstellt am 04. Mai 2017
für Kulturinteressierte
Während Donald Trump Grenzen bauen lässt und Einreiseverbote wieder an der Tagesordnung stehen, in Europa der Grenzschutz wieder ein Riesenthema ist…
...ist in Söll die Zeit nicht stehen geblieben und auch die Menschen nicht. Ein Bauerndorf mit 3500 Einwohnern, mit einer 64 Meter hohen Kirchturmspitze und einer Vielzahl an Brauchtumsveranstaltungen, zeigt ein positives Bild des Miteinanders.
Im Winter schon immer sehr durch die reiseaffinen und skiurlaubsbegeisterten Briten geprägt, trifft man das ganze Jahr über Menschen aus allen Ländern. Von Syrien über Tansania, von Neuseeland bis hinzu Ungarn, ein bunter Mix.
Nachgefragt warum ausgerechnet Söll und nicht anderswo in Tirol, bekommt man häufig ähnliche Antworten- ein Dorf, jeder kennt jeden, persönlich- man ist keine Unbekannte, überschaubar an Größe und Lärm, sehr familiär und Berge, die das ganze Jahr zugänglich sind. Dass der Kindergarten, die Krabbelstube, die Volksschule und die Neue Mittelschule direkt an einem Ort sind, die Nahversorgung sichergestellt ist und das durch Bauernhand gepflegte Landschaftsbild gerade zum „Spring ins Glück“ einladen, mögen weitere Argumente für den Verbleib im modernen Bauerndorf Söll sein.
Lenny ist 40 und ein waschechter Ire, der in Söll sprichwörtlich sein Herz verloren hat. Zunächst hat es ihn als Reiseleiter für ein irisches Reisebüro nach Söll verschlagen und schnell hat er als geschäftstüchtiger Mensch das Potenzial des Dorfes erkannt und sich seine Existenz aufgebaut. Jahrelang, so Lenny, sei er die Bars mit seinen Kunden abgeklappert und hat nächtelang Söll vermarktet. Heute, 2 Jahrzehnte später, hat Lenny eine Söller Frau und eine kleine Tochter. Das mit den Bars und den langen Nächten, ist dem Vermietungsgeschäft zuhause und der Trinkflasche des Töchterchens Ella gewichen. Morgens, früh um 8, trifft man Lenny und Ella schon beim Einbiegen in den Kindergarten.
Er ist nur ein Beispiel von vielen Menschen, die eine Gemeinschaft schätzen, deren Werte und Religion, womöglich nicht deckungsgleich sind. Wen stört’s - keinen.
Im Winter ist die Internationalität kaum zu überbieten, so meint etwa Sporthändler Alexander Edinger, dass teilweise wöchentlich über 30 verschiedene Nationalitäten Sportgeräte leihen würden. Auch die günstige Lage des Ortes, nur wenige Kilometer hinter der deutschen Grenze, quasi im Nahbereich der Flughäfen Salzburg, München und Innsbruck, seien so Edinger, unterstützende Faktoren.
Die größte Chance des Miteinanders besteht darin, dass es Miteinander mehr Chancen gibt.