© Tanja Riegler
Unterwegs mit Flurwächter Gerhard Wurnig:

Der „Sheriff“ des Wilden Kaisers

von Maria Sevignani Erstellt am 23. August 2022

für Naturfreund*innen für Weltretter*innen

Auch wenn die Weste von Flurwächter Gerhard Wurnig eigentlich nicht weiß, sondern neongelb ist, setzt er sich für eine saubere Umwelt und ein respektvolles Miteinander in der Kaiser-Region ein. Wir haben den sympathischen Kufsteiner einen Vormittag lang begleitet und ihm bei seiner Arbeit über die Schultern geschaut ...

Beruf als Berufung

© Maria Sevignani

Während Gerhard Wurnig früher in der (Personen-)Pflege tätig war, pflegt er nun die wunderschöne Natur und ein respektvolles Miteinander hier in der Region Wilder Kaiser. Denn Gerhard Wurnig ist das, was man hierzulande auch als „Flurwächter“ bezeichnet. Oder anders gesagt: Er ist sowas wie der „Sheriff“ des Wilden Kaisers.

„Bewaffnet“ mit Holzzange, Hundekotsackerln, Mülltüten und jeder Menge guter Absichten, dreht er fast täglich seine Runden in den vier Kaiser-Gemeinden Ellmau, Scheffau, Söll und Going. Stets mit dem Ziel, die Natur sauberer, die Wander- und Spazierwege sicherer, und die Campingverbote oder Parksünden kleiner, zu halten.

Heißt also, er kontrolliert im Auftrag der Gemeinden und Tourismusverbände die allgemein gültige Leinenpflicht, die richtige Hundekot-Entsorgung, die Einhaltung der in ganz Tirol geltenden Wild-Campingverbote oder auch die Entrichtung von Parkgebühren bzw. das korrekte Abstellen der Fahrzeuge. Und weil das alles noch nicht genug ist, sammelt Gerhard auf seinen Routen auch herumliegenden Müll auf und entsorgt diesen.

Be-reden statt be-strafen

Wer nun Angst hat, von Gerhard irgendwann einmal „in flagranti erwischt“ zu werden, kann so gleich auch wieder beruhigt werden. Denn, statt mit saftigen Strafen, versucht es der Flurwächter erstmals mit freundlichen Hinweisen. „Drüber reden bringt oft mehr, als drüberzufahren“ meint er und betont: „Mehr als 90 % der „Überführten“ sind sehr einsichtig und kooperieren. Ein paar schwarze Schafe gibt es leider immer wieder, aber dann versuche ich sie eben noch einmal aufzuklären und noch einmal ...“

Gerade die Einhaltung der Leinenpflicht ist dem Flurwächter ein großes und auch sehr persönliches Anliegen: „Da kann nämlich leider echt viel passieren und auch wenn sicherlich niemand in böser Absicht handelt, ist hier wirklich oft Gefahr in Verzug. Denn nicht nur, dass manche Menschen einfach panische Angst vor freilaufenden Hunden haben, auch Kollisionen mit Radfahrern, Wanderern oder auch mit anderen Tieren sind nie ganz auszuschließen. Und das müssen noch nicht einmal Kühe, Schafe, Enten oder Hühner sein, auch das Wild ist bei uns in der Region oftmals relativ „weit unten“ unterwegs, und da ist es eben wirklich gefährlich, die Hunde frei laufen zu lassen. Von den Verunreinigungen der Wiesen und Felder jetzt mal ganz abgesehen“ erklärt uns Gerhard.

Mehr „Freund und Helfer“ als „Geldeintreiber“

Auf unserer gemeinsamen Tour mit dem Flurwächter – die uns an diesem Vormittag durch Going führt – merken wir schnell, dass Gerhard viel mehr der „gute“ als der „böse Bulle“ ist. Denn neben einem einzigen notwendigen Hinweis auf die hiesige Leinenpflicht, hat Gerhard in diesen zwei Stunden vor allem eines gemacht: uns begeistert von seiner Arbeit erzählt und den herumliegenden Müll eingesammelt – von Hundekot bis Baby-Windeln, denn eine saubere und intakte Umwelt ist für den Kufsteiner das Allerwichtigste. „Schließlich leben wir in einer der schönsten Regionen und dafür mach‘ ich mir gern‘ die Hände schmutzig“, meint er augenzwinkernd und erzählt weiter: „Wenn sich jemand nach meinen Hinweisen immer noch nicht an die Vorschriften hält, melde ich dies zumeist an die Gemeinden weiter, die dann die nächsten Schritte einleiten. Falsch- oder Freiparker kann ich schon mal mit einem Strafzettel versehen; wenn es aber zum Beispiel um die Behinderung der Zufahrt für Rettungskräfte oder ähnliches geht, dann informiere auch ich die Polizei, die hier natürlich nochmals ganz andere Befugnisse hat, als ich. Aber da geht‘s ja dann auch um Menschenleben!“ ...

Immer „on tour & duty“

Besonders schön findet Gerhard, dass Menschen ihn mittlerweile immer öfter auch einfach nur nach dem Weg fragen. „Ich glaub‘ es gibt hier nicht mehr viele Wege, die ich noch nicht abgegangen bin“ erzählt er uns stolz. „Da kommen schon so um 12 bis 16 km pro Tag zusammen. Und manchmal bin auch mit dem E-Bike unterwegs, das mir der Tourismusverband zur Verfügung stellt, da geht natürlich alles noch ein bisschen schneller,“ so der Flurwächter.

Übrigens: Alle, die jetzt hoffen, Gerhard auch mal „live“ anzutreffen, müssen wir an dieser Stelle leider vertrösten: Denn fixe Routen oder Arbeitszeiten gibt es für den Flurwächter nicht. „Vor mir ist man eben nie ganz sicher; weder am frühen Morgen, noch am Abend oder am Wochenende“ lacht er und ergänzt: „Ich freu mich aber über jeden, der mir über den Weg läuft.“

Und für alle, die den Flurwächter beauftragen oder benachrichtigen wollen – hier seine „Notfall-Nummer“: +43 (0)664 88002590.

Maria Sevignani

Als freie Texterin und Redakteurin schreibt „dieschreibmenschin“ lieber für andere als über sich selbst. Wer dennoch etwas über sie wissen will: Die 2-fach-Mama bringt die Dinge gern auf den Punkt (weil sie Beistriche nicht mag) und schreibt ihre Texte mit links (weil sie‘s mit rechts nicht kann). Ihre Ideen-Berge sind mindestens so hoch wie der Wilde Kaiser, der ihr täglich vom Bürofenster aus zulächelt. Und wenn Maria nicht gerade in die Tasten haut, haut sie sich gern auf ihre Yogamatte, auf’s Bike, an den See oder in die Berge ...

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