Die Sicherheit steht neben dem Erlebnis am Berg an oberster Stelle. Grundlagen sind die Einhaltung und Beachtung wichtiger Verhaltensregeln und Hinweise sowie eine akkurate Tourenplanung und eine adäquate Ausrüstung.
Als Natursport bietet Bergwandern große Chancen für Gesundheit, Gemeinschaft und Erlebnis. Die folgenden Empfehlungen der alpinen Vereine dienen dazu, Bergwanderungen möglichst sicher und genussvoll zu gestalten.
Bergwandern ist Ausdauersport. Die positiven Belastungsreize für Herz und Kreislauf setzen Gesundheit und eine realistische Selbsteinschätzung voraus. Vermeiden Sie Zeitdruck und wählen Sie das Tempo so, dass niemand in der Gruppe außer Atem kommt.
So können Sie Ihr Risiko senken:
Wanderkarten, Führerliteratur, Internet und Experten informieren über Länge, Höhendifferenz, Schwierigkeit und die aktuellen Verhältnisse. Touren immer auf die Gruppe abstimmen! Achten Sie besonders auf den Wetterbericht, da Regen, Wind und Kälte das Unfallrisiko erhöhen.
Bergwandern ist nicht spazieren gehen. Eine sorgfältige Vorbereitung ist das A und O einer sicheren Bergwanderung und schützt Sie vor unliebsamen Überraschungen. Die folgende Checkliste hilft Ihnen, die relevanten Informationen zu sammeln:
Tour | Aktuelle Verhältnisse | Ausrüstung | Wetter | Gruppe |
Sie sind über Schwierigkeit, Distanz und Höhenmeter informiert? | Ist mit Altschneefeldern zu rechnen? | Ihr Schuhwerk passt zur Tour? | Passt die geplante Tour zur Wettervorhersage? | Kenne ich alle Teilnehmer in meiner Gruppe? |
Erfordert die Tour Schwindelfreiheit und Trittsicherheit? | Sind Sie über den Zustand des Weges informiert? | Kleidung zum Schutz vor Kälte, Wind und Nässe ist im Rucksack? | Ist im Tagesverlauf mit Gewittern zu rechnen? | Sind alle der Bergwanderung gesundheitlich und konditionell gewachsen – inklusive Abstieg? |
Bestehen Ausweichmöglichkeiten oder Alternativen? | Wann fährt die letzte Seilbahn ins Tal? | Für den Notfall sind ein Erste-Hilfe-Paket und ein Mobiltelefon mit dabei? | Naht eine Kaltfront, die sogar im Sommer für Schneefall im Gebirge sorgen kann? | Sind Schwindelfreiheit und Trittsicherheit bei allen gegeben? |
Gibt es Einkehrmöglichkeiten oder die Möglichkeit, Wasser nachzufüllen? | Bei mehrtägigen Wanderungen Biwaksack und Stirnlampe? | Ist mit Niederschlägen und in Folge mit Rutschgefahr zu rechnen? | Sind Kinder mit dabei? | |
Unfall- und Bergekostenversicherung abgeschlossen? Notruf-App der Bergrettung Tirol auf dem Smartphone installiert und getestet? | Erfordert große Hitze einen schattigen Routenverlauf? | Haben Sie Dritte über Ihr Tourenziel informiert? | ||
Zeitplanung! Frühzeitig aufbrechen – die Gewittergefahr steigt im Hochsommer meist ab Mittag rasant an; frühzeitige Dämmerung im Herbst! |
Rettungseinsätze in den Bergen sind nicht kostenlos! Durch eine rechtzeitig abgeschlossene Bergekostenversicherung (z.B. Reiseversicherung der Europäischen Reiserversicherung oder auch als Förderer der Tiroler Bergrettung, als Alpenvereins-Mitglied, über den ÖAMTC/ADAC oder Kreditkarten und private Unfallversicherungen) können Ihre Bergekosten bis zu der jeweils definierten Höhe von der Versicherung übernommen werden.
Achtung! Krankenkassen zahlen für die Rettung aus alpinen Notlagen nicht!
Passen Sie die Ausrüstung Ihrer Unternehmung an und achten Sie auf ein geringes Rucksackgewicht. Regen-, Kälte-und Sonnenschutz gehören immer in den Rucksack, ebenso Erste-Hilfe-Paket und Mobiltelefon (Euro-Notruf 112). Karte, Apps oder GPS unterstützen die Orientierung.
Für Mehrtageswanderungen benötigen Sie zusätzlich noch:
» Hüttenschlafsack (ev. Hüttenschuhe)
» Toilettsachen & Handtuch
» persönliche Medikamente
» Ladegerät für Mobiltelefon
Stabile Wanderschuhe schützen und entlasten den Fuß und verbessern die Trittsicherheit! Achten Sie bei Ihrer Wahl auf perfekte Passform, rutschfeste Profilsohle, Wasserdichtheit und geringes Gewicht.
Der richtige Schuh ist ein wichtiger Sicherheitsfaktor – aber auch ein Faktor für freudvolles Bergwandern. Die große Auswahl an Wanderschuhen ermöglicht die optimale Anpassung an Ihre individuellen Ansprüche:
Stürze, als Folge von Ausrutschen oder Stolpern, sind die häufigste Unfallursache! Beachten Sie, dass zu hohes Tempo oder Müdigkeit Ihre Trittsicherheit und Konzentration stark beeinträchtigen. Besondere Vorsicht beim Abstieg! Achtsames Gehen verhindert Steinschlag!
Was ist im Notfall zu tun?
Notruf wählen
140 - Alpinnotruf (Bergrettung)
112 - Europäischer Notruf
133 - Polizei
144 - Rettung
Im weglosen Gelände steigt das Risiko für Orientierungsverlust, Absturz und Steinschlag. Vermeiden Sie Abkürzungen und kehren Sie zum letzten bekannten Punkt zurück, wenn Sie einmal vom Weg abgekommen sind. Häufig unterschätzt und sehr gefährlich: Steile Altschneefelder!
Nicht selten enden Wegabkürzungen oder Varianten im unwegsamen, schwierigen Gelände. Die Folgen sind Absturz, Verirren oder eine mitunter lebensbedrohliche Biwaknacht. Die Unfallstatistik zeigt, dass sich diese Notfälle besonders häufig in den Herbstmonaten ereignen, in denen die Tage bereits merklich kürzer sind. Ebenso ist um diese Jahreszeit - vor allem schattseitig - auf vereiste und rutschige Steige zu achten.
Achtung auf Altschneefelder
Es besteht akute Ausrutsch- und Absturzgefahr! Bei aufgeweichter Schneeoberfläche bietet sich die Möglichkeit, mit den Schuhen Tritte in den Schnee zuschlagen. „Spikes“ - schnell und einfach auf den Wanderschuhen montiert - reduzieren das Ausrutschrisiko. Achtung: Im Abstieg und bei Querungen sind Schneefelder schwieriger zu begehen als im Aufstieg.
Unterschiedliche Witterungsverhältnisse verändern das Gelände täglich. Die Einschätzung einer gefahrlosen Begehung liegt einzig in der Eigenverantwortung und im Ermessen jedes Einzelnen!
Rechtzeitige Rast dient der Erholung, dem Genuss der Landschaft und der Geselligkeit. Essen und Trinken sind notwendig, um Leistungsfähigkeit und Konzentration zu erhalten. Isotonische Getränke sind ideale Durstlöscher.
Wandern ist kein Wettkampfsport. Leistungs- und Konkurrenzkampf, Hektik und Stress bleiben zu Hause! Wenn wir uns ca. jede Stunde Zeit für eine kurze Trinkpause nehmen, bleibt unser Kreislauf „auf Touren“ und wir können den Flüssigkeitsnachschub mit dem Genuss der Natur verbinden. Gönnen wir uns bei ca. jeder zweiten Pause einen Müsliriegel, beugen wir einen Leistungsabfall durch Unterzucker vor. Auch im Abstieg machen wir regelmäßige, kurze Pausen, um uns zu erholen und die Konzentration aufrecht zu erhalten.
Beachten Sie, dass Abwechslung und spielerisches Entdecken für Kinder im Vordergrund stehen! In Passagen mit Absturzrisiko kann ein Erwachsener nur ein Kind betreuen. Sehr ausgesetzte Touren, die lang anhaltende Konzentration erfordern, sind für Kinder nicht geeignet.
„Unsere Kinder begleiten nicht uns in die Berge, sondern wir unsere Kinder.“ Mit dieser Formel ist der Grundstein für einen erlebnisreichen Tag gelegt. Wichtig ist, genügend Zeit für aktive Pausen und Entdeckungen am Wegesrand, einzuplanen. Forststraßen sind für Kinder langweilig! Wir suchen interessante Steige, ohne sie zu überfordern und planen im Idealfall eine Rundwanderung mit alternativen Abbruchmöglichkeiten. Ebenso wichtig für die Motivation sind eine tolle Jause und der mitgeführte Teddybär im eigenen Rucksack. Sind Kleinkinder in einer Kindertrage mit dabei, achten Sie darauf, dass sie bequem sitzen, genug zu trinken haben und vor Wind, Kälte und Sonne (!) geschützt sind.
Kleine Gruppen gewährleisten Flexibilität und ermöglichen gegenseitige Hilfe. Vertraute Personen über Ziel, Route und Rückkehr informieren. In der Gruppe zusammen bleiben. Achtung Alleingänger: Bereits kleine Zwischenfälle können zu ernsten Notlagen führen.
4 bis 6 Personen sind beim Bergwandern ideal. Bei deutlich mehr als 8 Personen werden Bergtouren schnell zu chaotischen Unternehmungen. Auch der Erlebnis- und Erholungswert sinkt bei Großgruppen. In der Gruppe zusammen bleiben, auf Schwächere Rücksicht nehmen und die Bereitschaft, eine Tour abzubrechen, sollten am Berg selbstverständlich sein.
Zum Schutz der Bergnatur: Keine Abfälle zurücklassen, Lärm vermeiden, auf den Wegen bleiben, Wild-und Weidetiere nicht beunruhigen, Pflanzen unberührt lassen und Schutzgebiete respektieren. Zur Anreise öffentliche Verkehrsmittel verwenden oder Fahrgemeinschaften bilden.
» Schutz- und Schongebiete für Pflanzen und Tiere respektieren!
» Tiere nur aus großer Distanz beobachten, auf keinen Fall verfolgen.
» Aufforstungen und Jungwald nicht betreten.
» Ruhig verhalten und nicht schreien.
Hunde
Bitte benutzen Sie die Gassi-Sackerl und werfen Sie diese in den nächsten Mistkübel im Tal, um eine Verschmutzung der Weideflächen und der Natur zu vermeiden. Helfen Sie mit, die Wanderwege sauber zu halten.
Müll
Die Natur ist ein kostbares Gut – darum bitte halten Sie die Berge sauber und lassen Sie keine Abfälle zurück! Abfälle sind noch hier – auch wenn Sie schon lange weg sind!
Wandern: Die richtige Vorbereitung | Sicher Bergwandern | Episode #1
Wandern: 5 Punkte der Tourenplanung | Sicher Bergwandern | Episode #2
Achtung, Altschneefelder! | Sicher Bergwandern | Episode #3
Wandern: Wegeschwierigkeiten verstehen | Sicher Bergwandern | Episode #4
Wandern: Richtig orientieren | Sicher Bergwandern | Episode #5
Richtig steigen beim Wandern | Sicher Bergwandern | Episode #6
Wandern mit Kindern | Sicher Bergwandern | Episode #7
Bergwandern: Respekt für Natur & Umwelt | SicherAmBerg
Bergwandern: Gesund in die Berge | SicherAmBerg
Bergwandern: Kleine Gruppen | SicherAmBerg
Bergwandern: Auf markierten Wegen bleiben | SicherAmBerg
Wege | Charakteristik | Zielgruppe | Anforderung |
Wanderwege | - Leicht - Breit und geringe Steigung - Talbereich und anschließender Wald - Gefahrenstellen sind in der Regel gesichert oder signalisiert - Markiert und beschildert |
Spaziergeher ohne alpine Kenntnisse | - Sportschuhe - Der Witterung angepasste Kleidung/Schuhe |
Rote Bergwege | - Mittelschwierig - Oft schmal und steil - Stellenweise ausgesetzt (Absturzgefahr) - Kurze versicherte Gehpassagen oder kurze Abschnitte mit Händen zur Gleichgewichtsunterstützung - Markiert und beschildert |
Trittsichere, geübte Bergwanderer | - Gute körperliche Verfassung - Bergerfahrung zur Erkennung und Beurteilung alpiner Gefahren auf Bergwegen - Bergausrüstung - Gute Wetterverhältnisse |
Schwarze Bergwege | - Schwierig - Großteils schmal und steil - Sehr ausgesetzt (Absturzgefahr) - Längere versicherte Abschnitte oder Kletterpassagen - Markiert und beschildert |
Schwindelfreie, trittsichere, alpin erfahrene Bergsteiger | - Sehr gute körperliche Verfassung - Bergerfahrung zur Erkennung und Beurteilung alpiner Gefahren auf Bergwegen - Bergausrüstung - Mitunter alpine Sicherungsmittel - Gute Wetterverhältnisse |
Alpine Routen | - Weglos bzw. Tritt- oder Steigspuren - Freies, ungesichertes alpines Geh- und Klettergelände - Gletscher - In der Regel weder markiert noch beschildert |
Schwindelfreie, trittsichere, hochalpin erfahrene Bergsteiger | - Ausgezeichnete körperliche Verfassung - Umfassende Bergerfahrung zur Erkennung, Beurteilung und Vermeidung alpiner Gefahren - Kletter- bzw. Gletscherausrüstung - Sicherungs- und Orientierungsmittel - Gute Wetterverhältnisse |
Beschilderung
Die Wanderwege werden nach dem Tiroler Wander- und Bergwegekonzept mit gelben Pfeilwegweisern und weißen Standorttafeln ausgeschildert.
Inhaltsangaben auf den Wegweisern:
Schwierigkeit; Zielangabe; Logos von Themenwegen und Piktogramme; Gehzeit; Wegnummer
Inhaltsangabgen auf vereinfachten Wegweisern:
Schwierigkeit; Zielangabe
Inhaltsangabe auf den Standorttafeln:
Geographische Bezeichnung des Standortes; Höhenangabe in m; GPS-Koordinaten; Alpiner Notruf
Gehzeitenberechnung
Faustformel zur Berechnung der Gehzeit (einer mittelgroßen Gruppe von 4 bis 6 Personen):
ca. 300 Höhenmeter pro Stunde für den Aufstieg
ca. 500 Höhenmeter pro Stunde für den Abstieg
ca. 4 Kilometer horizontal pro Stunde
Die Gehzeit wird für die Höhendifferenz und die horizontale Länge getrennt berechnet. Der Wert der kleineren Gehzeit wird halbiert und zum größeren Wert gerechnet.
Beispiel für die Berechnung einer Aufstiegszeit: Ein mittelschwieriger Bergweg verläuft über 1.200 Höhenmeter (= 4 Stunden Gehzeit) und 8 Horizontalkilometer (= 2 Stunden Gehzeit, wird als kleinerer Wert halbiert). Gehzeit für den Aufstieg = 4 Stunden + 1 Stunde = 5 Stunden.
Bitte beachten Sie, dass die bereitgestellten Informationen zur Sicherheit am Berg ausschließlich Empfehlungen des Tourismusverbandes Wilder Kaiser sind. Alle Angaben ohne Gewähr sowie Änderungen vorbehalten.