© Andi Frank
Skyrace, Marathon und Co.: Das "Lauf-Fest" in Scheffau am Wilden Kaiser

Das war der Kaiserkrone Trail 2023

von Theresa Aigner Erstellt am 30. Juni 2023

für Adrenalin Junkies für Outdoor-Begeisterte

Extrem knappe Entscheidungen, hervorragende Stimmung, dramatische Verwechslungen, persönliche Höchstleistungen, Glücksmomente und sogar Liebesgeschichten: All das hat der Kaiserkrone Trail 2023 gebracht. Hier gibt’s die Highlights und Stimmen zum Rennen zur Nachlese.

© Andi Frank

Bei perfektem Wetter – morgens bewölkt und nicht zu heiß, später kam die Sonne raus – startete am Samstag, den 24. Juni 2023, um 07:00 Uhr mit dem Marathon Trail der erste Bewerb des diesjährigen Kaiserkrone Trails in Scheffau am Wilden Kaiser. Was dabei am Programm steht dürfte inzwischen weithin bekannt sein - fünf unterschiedliche Trailrunning Wettbewerbe: Skyrace, Easy Trail, Speed Trail, Kids Trail und eben der Marathon. Dabei sind die einzelnen Strecken schon für sich ein Highlight. So laufen etwa die Marathon Teilnehmer*innen einmal rund um den gesamten Wilden Kaiser, das Skyrace führt gleich über drei Kaiser-Gipfel, extrem anspruchsvolle Down- und Uphillls, darunter auch ein Klettersteig, inklusive.

Perfekte Bedingungen fürs Rennen

So viel also zu den Voraussetzungen, die auch 2023 perfekt waren. Nachdem sich die Marathon-Teilnehmer*innen auf ihre knapp 60 Kilometer lange Strecke begeben hatten, war Scheffau jedenfalls wach, denn die Batala-Trommler*innen hattendie Läufer*innen lautstark aus dem Herzen des Dorfs, wo das Start- und Zielgelände liegt, „hinaus getrommelt“. Das genau jene Frau, die in der ersten Reihe startete auch als erste Marathon-Teilnehmerin die Ziellinie wieder überqueren würde, hatte so mancher schon geahnt, denn sie ist am Wilden Kaiser keine Unbekannte: Miria Meinheit hat vergangenes Jahr beim Skyrace den 2. Platz geholt und als begeisterte Alpinistin lässt der Wilde Kaiser regelmäßig auch ihr „Kletter-Herz“ höher schlagen. Bevor sie dann am Sonntag noch eine Klettertour anhängte, gewann sie aber erst mal souverän den Marathon. Dass sie diesmal doch nicht das Skyrace sondern den Marathon lief, hat vor allem damit zu tun, dass Miria durchaus ein paar längere Rennen als Vorbereitung brauchen kann: Sie wird Anfang September beim CCC (100 KM) des berühmten UTMB starten.

Das erinnert an eine andere Geschichte: Rosanna Buchauer startete nach ihrem Sieg beim Kaiserkrone Marathon 2022 (hier geht's zur 2022er-Nachlese) ebenfalls beim CCC und holte dort dann den unglaublichen 5. Platz. Auch sie wird 2023 auch wieder in Chamonix am Start stehen, wir wünschen schon jetzt beiden Athletinnen das Allerbeste! Und auch wenn Rosanna heuer nicht beim KKT starten konnte, weil sie erst vor 2 Wochen für Deutschland bei der WM am Trail Long (86,9 km, 6.500 hm) gestartet und mit einer unglaublichen Leistung 5. geworden ist, hat sie die KKT-Starter*innen bei den Starts angefeuert und Daumen gehalten.

„Laufen darf glücklich machen“

© Theresa Aigner

Aber zurück zum KKT 2023: Dass Miria sehr gut in Form ist, zeigte nicht nur ihre Zeit, sondern vor allem ihr Gesicht, als sie die Ziellinie überschritt: Selten haben wir jemanden so strahlend und frisch nach dem Marathon gesehen – was sie selbst mit folgenden Worten kommentierte: „Ich laufe ja, weil es mich glücklich macht. Auch ein Marathon darf glücklich machen!“ Geholfen haben dürfte auch der Support ihres Freundes, der diesmal leider verletzungsbedingt nicht am Start war – glücklicherweise aber im vergangenen Jahr, denn so haben sich die beiden damals am Trail beim Skyrace kennen gelernt! Es werden also nicht nur Lauf- sondern sogar Liebesgeschichten beim Kaiserkrone Trail geschrieben…

Missgeschick kostet Skyrace-Schnellste den Sieg

© Alex Riedmann

Um einiges dramatischer als diese Liebesgeschichte war leider das, was sich beim Skyrace der Damen abgespielt hat. Wenngleich auch in dieser Beziehung der Wilde Kaiser durchaus eine Rolle spielt… Aber von vorne. Nachdem die ersten Skyrace-Finisher der Herren bereits im Ziel angekommen waren, warteten natürlich schon alle gespannt, wann wohl die Skyrace-Gewinnerin kommen würde. Als sie dann kam, stimmte irgendwas nicht, denn sie wurde beim Zieleinlauf nicht als „Isabell Speer“ angekündigt – sondern mit dem Namen ihres Freundes, der zu diesem Zeitpunkt aber noch weit entfernt vom Ziel auf der Strecke unterwegs war. Dementsprechend war auch kein Gewinnerinnen-Banner gespannt…

Und plötzlich wurde klar, was passiert war: Ihr Freund und sie hatten bei der Befestigung der Startnummer am T-Shirt vor dem Rennen ihre Startnummern verwechselt (beide liefen das Skyrace). Er war mit ihrer Startnummer (71) gelaufen und sie mit seiner (72) – was erst beim „Sieg“ von Isabell auffiel (auch auf sämtlichen Fotos und Videos ist eindeutig zu sehen, dass sie das gesamte Rennen mit der falschen Nummer absolviert hat...). Wegen dieses formalen Fehlers und eines eingebrachten Einspruchs wurde Isabell Speer schlussendlich disqualifiziert und die Zweit-Schnellste, Michaela Pilat, nahm den Pokal für den ersten Platz mit nach Hause.

Achterbahn der Gefühle

© Theresa Aigner

Für Isabell Speer waren die Minuten bzw. dann auch Stunden nach ihrem Zieleinlauf eine Achterbahn der Gefühle. Sie hat zwar schon an einigen Bergläufen teilgenommen, beim Kaiserkrone Trail ist sie ihr erstes Skyrace gelaufen: „Ich hab noch nie an einem Skyrace teilgenommen, ich bin noch nie so viele Höhenmeter gelaufen“, erzählt sie mir im Zielraum. Nie hätte sie sich träumen lassen, dass sie gewinnen könnte. Dass sie dann wirklich als Erste ins Ziel läuft, zum Siegerinnen-Interview gebeten wird, um dann aber währenddessen zu erfahren, dass jemand Einspruch erheben möchte und sie deshalb disqualifiziert werden könnte (was dann im Laufe des Nachmittags dann auch genauso kam), hat die Freude über diese Wahnsinns-Leistung dann aber schnell verblassen lassen.

„Es ist irgendwie unglaublich. Mein Freund wird sich solche Vorwürfe machen, wenn er nacher ins Ziel kommt, der tut mir momentan fast noch mehr leid als ich mir selbst“, erzählt sie mir noch verschwitzt mit dem riesigen „Gewinner*innen-Weißbier" in der Hand. „Wir haben uns schon so auf das Rennen gefreut - wir hatten sogar unser 2. Date am Wilden Kaiser und wollten gerne hierher zurückkommen“, erzählt Isabell noch. Und auch wenn das nunmehrige „Date mit dem Wilden Kaiser“ nicht so gelaufen ist wie geplant: Isabell und ihr Freund haben die Einladung für die Kaiserkrone 2024, die wir natürlich als kleines „Trostpflaster“ ausgesprochen haben, sofort angenommen. Sie werden 2024 einfach eine neue Geschichte am Wilden Kaiser schreiben!

Knappes Rennen bei den Herren

© Harry Langreiter

Von dieser dramatischen Geschichte nun aber zum extrem spannenden Skyrace der Herren – bei dem zum Glück höchstens die knappen Abstände am Podium dramatisch waren! Vorjahres-Sieger Dominik Matt und der junge Osttiroler Josef Bodner hatten sich schon während dem Rennen immer wieder an der Spitze abgewechselt. Auf den Fotos fiel vor allem auf, dass Bodner bereits am ersten Gipfel ohne Stecken unterwegs war. „Das war keine Absicht, mir ist schon im ersten Uphill ein Stecken gebrochen“, erzählt Bodner später im Ziel. Dennoch konnte er einem starken Dominik Matt – er unterbot seine Gewinnerzeit aus dem Vorjahr am Ende sogar um 5 Minuten – auf den Fersen bleiben. Im letzten Downhill vom Scheffauer hinunter zurück ins Dorf konnte er ihn dann endgültig überholen um mit gerade mal 20 Sekunden Vorsprung ins Ziel zu kommen. Und nur eine gute Minute später kam auch schon der Dritte ins Ziel: Marcel Hoeche aus Deutschland, der vor allem im letzten Downhill noch einiges auf die beiden Führenden aufgeholt haben dürfte.

Alle drei zeigten sich einmal mehr begeistert von der anspruchsvollen, alpinen Strecke, die aber auch nicht ganz ungefährlich ist: Dominik Matt etwa ist am Wiesberg ein Stein entgegengekommen, der ihn glücklicherweise „nur“ am Oberkörper traf und außer seiner Flask nichts kaputt ging. Das zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, trotz „Rennmodus“ im alpinen Gelände auch auf seine Umgebung zu achten.

Immer in Sichtweite beim Herren-Marathon

© Theresa Aigner

Apropos auf seine Umgebung achten: Die Marathon-Teilnehmer*innen hätten ja grundsätzlich die besten Voraussetzungen am meisten von der gesamten Umgebung des Wilden Kaisers zu sehen, denn die Umrundung des gesamten Gebirgsstocks führt sie wirklich auf jede Seite vom „Koasa“. Wie viel Zeit bzw. Muse ihnen wiederum blieb um die Ausblicke zu genießen ist allerdings eine andere Frage, denn die drei Schnellsten hatten genug damit zu tun, sich nicht gegenseitig aus den Augen zu verlieren.

Als erster zurück nach Scheffau kam Markus Bergler, der bereits das dritte Jahr in Folge beim Kaiserkrone Trail am Start war und sich dabei kontinuierlich gesteigert hat. War es im ersten Jahr noch der „Easy Trail“, startete er im Jahr darauf beim „Speed Trail“ und heuer erstmals beim Marathon – den er dann auch gleich gewonnen hat.

Mit einer guten Minute Rückstand kam dann auch schon Felix Pförtner als Marathon-Zweiter ins Ziel, auch er war vor zwei Jahren schon beim Speed-Trail am Start, bei dem er sich damals aber verlaufen hatte und insofern noch eine Rechnung mit dem Kaiserkrone Trail offen hatte. Und auch der Drittplatzierte des Marathons ist kein Unbekannter beim Kaiserkrone Trail: Der Wildschönauer Peter Hausberger war vergangenes Jahr schon beim Skyrace am Start und hat dort den hervorragenden fünften Platz geholt. Dass sich 2023 beim Marathon sein erstes Podium überhaupt ausgegangen ist, freut den „beinahe Local“ umso mehr.

"Koasakrone Roaser" erfolgreich dabei

© Theresa Aigner

Waschechte „Locals“ sind wiederum die „Koasakrone Roasa“ – vier Scheffauerinnen und Scheffauer, die sich heuer erstmals zusammengetan haben, um gemeinsam regelmäßig für ihr „Heimrennen“, den Kaiserkrone Trail zu trainieren. Etwa im Rahmen eines neuen wöchentlichen Lauftreffs in Scheffau immer am Montag um 18.30 Uhr vorm Scheffauer Schuhspezialisten „Sport Schuh Steiner“ startet – denn vom Inhaber Georg Steiner wurden die vier auch mit dem richtigen Material fürs Trailrunning ausgestattet. Auf dem Wilder Kaiser Insta Kanal haben wir die vier regelmäßig zu ihren Rennvorbereitungen befragt. Dem „Raceday“ am Samstag haben dann alle schon entgegengefiebert – jede und jeder seinem bzw. ihrem eigenen Abenteuer.

War es für Flo, der schon öfter bei der Tour de Tirol (heuer von 6.-8. Oktober in Söll) gestartet ist, der erste Anritt beim KKT Marathon und der erste Bewerb über 50 Kilometer, war für Marion der Speed Trail überhaupt der erste Trailrunningbewerb, an dem sie jemals teilgenommen hat. Ebenso Katrin, die ursprünglich zusammen mit Marion beim Speed Trail starten wollte, dann aber aus dem bestem Grund überhaupt zum Easy Trail „downgraden“ musste was Kilometer und Höhenmeter betrifft: Kurz nach Trainingsstart im Winter hat sie uns verraten, dass sie ein Baby erwartet! Dabei war für sie aber von vornherein klar: So lange es ihr damit gut geht und solange es sich gut anfühlt, wird sie weiterlaufen. Und wer jetzt denkt, dass Katrin dann beim „Easy Trail“ einfach „easy gejoggt“ ist, irrt sich gewaltig: Trotz mittlerweile beachtlichem Bauch hat sie es in die Top 10 geschafft!

Nicht ganz in die Top 10, aber auf den extrem starken 13. Platz hat es Matthias, der vierte „Roasa“ wiederum beim Skyrace geschafft. Wir gratulieren allen vieren noch mal herzlich zu dieser Leistung! Dabei wollen wir auch einen weitern Partner auf keinen Fall vergessen: Unseren lokalen Trailrunning Experten Andi Eisenmann, der diesmal zwar nicht selbst gestartet ist, dafür aber nicht nur den Koaskrone Roasern bei ihren Vorbereitungen mit Rat und Tat zur Seite gestanden ist, sondern vor allem als Strecken-Markierungs-Chef die gesamte Streckenmarkierung übernommen hat! Und was das heißt, wisst ihr: Nicht nur eine, sondern alle vier Wettbewerbsstrecken – noch dazu mit schwerem Rucksack – ablaufen und markieren. Danke Andi!

Danke an alle Helfer*innen

© Theresa Aigner

Ein großes Danke geht an dieser Stelle abschließend noch einmal an ALLE Helferinnen und Helfer, ohne die so ein Event nicht möglich wäre. Vom Catering am Zielgelände durch unsere regionalen Gastronominnen vom Gasthof Wilder Kaiser über die Helfer*innen bei den Labstationen am Weg bis hin zur Bergrettung auf den Gipfeln und den zahlreichen anderen, die dazu beigetragen haben, dass der „Kaiserkrone Trail“ wieder einmal ein echtes Highlight in der Region war. DANKE und bis zum nächsten Jahr!

Save the Date: Kaiserkrone 2024

Apropos nächstes Jahr: Der Termin für den Kaiserkrone Trail 2024 steht schon fest! Gelaufen wird von 28. bis 29 Juni 2024 in Scheffau am Wilden Kaiser. Und dabei wird es wieder richtig spannend, denn wie bereits 2021 wird das Skyrace des Kaiserkrone Trails 2024 wieder Teil der Skyrunning World Series sein und einige der besten Läufer*innen der Welt an den Wilden Kaiser locken!

Mehr Bilder vom Rennwochenende

Theresa Aigner

Als gelernte Journalistin freut sich die ehemalige Presse-Verantwortliche der Region Wilder Kaiser immer, wenn sie einen Beitrag für unseren Blog gestalten darf. Egal ob Bergsport, Kulinarik, Politik oder Kultur – diese Frau hat zu jedem Thema tausend Fragen und stellt sie schon mal in einer Geschwindigkeit, dass ihren Gesprächspartner*innen hören und sehen vergeht. Nur gut, dass Theresa die vielen Gespräche mit interessanten Menschen aus der Region am liebsten schriftlich dokumentiert – und hier genug Platz zum Teilen hat.

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