Max ist seit Jahren begeisterter Mountainbiker und viel auf den Trails rund um den Wilden Kaiser unterwegs. Als Redakteur für das World of MTB Magazin ist er voll in der Materie Bike verwurzelt.
Alle BeiträgeDie Kaiserradrunde ist für ambitionierte Biker und E-Biker eine ideale Tagestour. Als Zwei- oder Dreitagestour weiß die Strecke rund um den Wilden Kaiser und seinen zahmen Bruder auch Genussradler und Familien zu begeistern.
Drei Tage nehmen wir uns Zeit, um von Kufstein aus das Tiroler Kaisergebirge zu umrunden: Die markanten Gebirgszüge werden die spektakulären Statisten unserer 83 Kilometer langen und 700 Höhenmeter zählenden Tour sein.
Das Durchfahren der Altstadt auf der Römerhofgasse ist wie ein Eintauchen in längst vergangene Tage. Einen Besuch der mittelalterlichen Festung, des Wahrzeichens Kufsteins, lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Bereits in der Römerzeit stand Kufstein an einem strategisch wichtigen Ort an der alten römischen Militärstraße im Inntal. Die Festung wurde im Jahre 1205 erstmals urkundlich erwähnt und war Schauplatz zahlreicher kriegerischer Auseinandersetzungen.
Nach dem Sightseeing geht es für uns los mit der eigentlichen Radtour. Immer am Inn entlang, rollen wir stadtauswärts auf dem Radweg in Richtung Ebbs. Bereits nach kurzer Fahrt wechselt die Kulisse. Der Weg führt durch Wald, um nach wenigen Kilometern über offene Wiesen und Weidelandschaft zu verlaufen. Die Sonne zaubert idyllische Farbspiele, die Herbstluft duftet erdig und würzig.
Bereits aus einiger Entfernung kündigt sich die erste Sehenswürdigkeit an. Gezwitscher und tierische Geräusche verraten: Am Raritätenzoo Ebbs führt vor allem für Tierliebhaber und Kinder kein Weg vorbei. 70 Tierarten aus aller Welt lassen sich hier bestaunen. In der kleinen Ortschaft Sebi, drei Kilometer weiter in Richtung der bayerischen Grenze, folgt eine besondere Empfehlung kulinarischer Art. Beim Eintreten in den Laden der Käserei Plangger tauchen wir sofort in würzigen, geschmackvollen Duft. Im käsereieigenen Felsenkeller reifen die Laibe von Biopionier Plangger, dessen Credo „den Boden wieder schmecken lernen“ wirklich funktioniert.
Im weiteren Verlauf wechselt die Route immer wieder von Waldauf offene Wiesenlandschaften.
Auf diesem Abschnitt ist der erste und steilste Anstieg dieser Runde zu bewältigen. Das etwa fünf Kilometer entfernte Naturjuwel „Schwemm“ ist unser nächster Zwischenstopp. Nordtirols größte Moorlandschaft ist durch die Verlandung eines Sees entstanden und hat als CO2-Speicher einen hohen ökologischen Stellenwert.
Von hier geht es nun meist flach weiter zum nahe gelegenen Walchsee, der bei sommerlichen Temperaturen zu einem erfrischenden Bad einlädt. Entspannt fahren wir dann durch offene Kulturlandschaft, Waldstücke und kleine Ortschaften ins rund acht Kilometer entfernte Kössen. Die einladende Gemeinde in der Region Kaiserwinkel bietet eine Vielzahl an Übernachtungsmöglichkeiten. Eingebettet zwischen den Ausläufern der Chiemgauer Alpen und dem prägnanten Kaisermassiv, genießen wir hier einen lauen Herbstabend bei einem Gläschen Wein. Den nächsten Tag starten wir am Uferweg der Großache entlang. Die am Pass Thurn entspringende Ache schlängelt sich ungefähr 80 Kilometer durch Tirol, bis sie letztlich im Chiemsee mündet. Nach gut 15 Kilometer Fahrt zeichnet sich an der Brücke zur Einfahrt nach Kirchdorf schließlich die Silhouette der idyllisch gelegenen Achenkapelle ab.
Wir sind froh, gut gefrühstückt zu haben. Denn nur fünf Kilometer weiter entlang der Ache machen wir einen Abstecher zu Aggstein Edelbrände.
Seit 1825 brennt die Familie von Ursula Aggstein, genannt „Bischten Usch“, Schnaps. Von A wie Amygdalin – die in Obstkernen enthaltene Substanz verursacht den Bitterton bzw. die Marzipannote in Bränden – bis V wie Vorlauf – diese Substanz riecht nach Nagellackentferner und verleiht dem Schnaps eine unerwünschte Schärfe – erfahren wir hier außerdem alles Wissenswerte rund um Brände, Liköre und Co. Im traditionell gehaltenen Ortszentrum von St. Johann mit idyllischer Fußgängerzone verdauen wir im Anschluss daran unsere Schnapsverkostung. Besonders beeindruckend ist die große, namensgebende Barockkirche St. Johann mit ihren Deckengemälden im Innern.
Ortsauswärts Richtung Westen geht es nun zurück in die ländliche Schönheit der Tiroler Landschaft. Vor uns tut sich nun der als Niederkaiser bezeichnete Teil des Kaisergebirges mit dem 1.280 Meter ü. M. hohen Gscheuerkopf im Vordergrund auf. Der „Koasa“, wie er von den Einheimischen genannt wird, ist ein beliebtes Ziel für Wanderer, Bergsteiger und Kletterer: felsig, steil, bergsteigerisch und klettertechnisch herausfordernd. Silbern glänzt sein vornehmer Wettersteinkalk in der goldenen Herbstsonne.
Auf dem weiteren Weg in Richtung Going legen wir eine kleine Wanderrunde inmitten der „Moor & more“ Erlebniswelt ein. Die renaturierte Moorlandschaft im Naturschutzgebiet Ramsar verbindet auf unterhaltsame Weise das Erleben unberührter Natur mit spannenden Informationen. Von dort führt der Weg nun wieder bergab nach Going. Der Ausblick auf einen der schönsten Badeseen Tirols, den Goinger Badesee, lässt unser Herz hüpfen. Hier nehmen wir noch eine willkommene Erfrischung für die letzten vier Kilometer Fahrt bis nach Ellmau. Dort werden wir den Abend beschließen und die Nacht in typisch Tiroler Gastlichkeit verbringen.
Die besonders schöne Naturkulisse machte die Kaiserorte weit über die Tiroler Grenzen hinaus bekannt – z.B. als die Heimat des Bergdoktors der gleichnamigen Fernsehserie und anderer Filmproduktionen.
Von hier führt der Radweg meist abfallend weiter an Scheffau und Söll vorbei über Stockach nach Egerbach, rund 15 Kilometer mit der für die Region typischen Wiesenlandschaft. Ein ganz besonders schönes und lohnenswertes Ausflugsziel stellt der Hintersteiner See dar. Er liegt ein klein wenig abseits des eigentlichen Radwegs, doch mit unseren E-Bikes sind die fünf Kilometer Umweg kein Problem. Der kristallklare Bergsee liegt auf 882 Meter ü. M. und wird von unterirdischen Quellen gefüllt.
Wir fahren weiter. Von Egerbach sind es nur noch gut fünf Kilometer bis nach Kufstein, unseren Ausgangsort. Beim Verlassen des Waldes öffnet sich auch schon der noch grüne, aber schon urbane Raum Kufsteins. Am Inn entlang rollen wir zurück in die Innenstadt und genießen einen letzten Cappuccino.
Für unseren nächsten Besuch haben wir uns fest vorgenommen, auch die Wanderschuhe einzupacken und eine der vielen Wanderrouten auf einen Gipfel des Kaisergebirges zu unternehmen. Denn der Blick auf die schroffen Felsen hat bei uns nicht nur für Entspannung gesorgt, sondern auch Lust auf mehr gemacht.