Von Gebäck und Langschläfer*innen...Palmbrezeln selber machen
von Katharina Schörghofer Erstellt am 25. März 2021
für Genießer*innen
für Selbermacher*innen
Palmesel und Palmbrezeln: Wer diesen Titel verliehen bekommt und ein traditionelles Rezept für das leckere Gebäck, verraten wir euch in diesem Blogbeitrag.
Wer kennt sie nicht, die Siebenschläfer der Familie? An diesem einen besonderen Sonntag im Jahr, haben sie sogar einen besonderen Namen: Palmesel! Für alle, die noch nicht wussten, dass am Palmsonntag dieser Titel zu vergeben ist , es ist ganz einfach: Am Palmsonntag wird jenes Mitglied der Familie, das am längsten schläft, mit dem Titel Palmesel "gekrönt".
Jetzt aber schnell, schnell - der Brauch sagt, es geht jetzt gemeinsam zur Kirche, die an diesem Tag immer sehr gut besucht ist.
Aber worum gehts eigentlich am Palmsonntag? An diesem Tag beginnt die österliche Karwoche (das bedeutet Trauerwoche), die als Höhepunkt des Kirchenjahres gefeiert wird. Christen aus aller Welt feiern an diesem Sonntag den Einzug von Jesus Christus in die Stadt Jerusalem.
Kinder basteln extra für diesen Anlass Palmbuschen, die dann am Palmsonntag im christlichen Sinne geweiht werden sollen. Die ganze Woche vor dem Palmsonntag haben sie bunte Kreppbänder gefaltet, Palmkätzchen gepflückt, Wacholder- oder Buchszweige gesammelt, Ostereier bemalt und Palmbrezerl gebacken. Aber was genau sind diese Palmbrezerl, die ebenfalls an den schön gebundenen Palmbuschen gebunden werden? Zirde oder kann bzw. darf man sie wirklich essen?
Die gute Nachricht: Ja, sie dürfen verspeist werden - und schmecken auch noch richtig gut! Denn die kleinen Dekorationsstücke, werden aus Germteig gefertigt. Und nach dem Kirchgang sind sie ein köstliche Wegzehrung am Weg nach Hause (wo dann normalerweise noch viele mehr Brezeln, als die, mit dem der Palmbuschen geschmückt wurde, warten...).
Dem Brauch nach dürfen alle Palmbrezel gegessen und an Freunde sowie Verwandte verschenkt werden. Der Palmbuschen sollte hingegen das ganze Jahr bis zum nächsten Aschermittwoch aufbehalten werden, um die gesamte Familie vor Unheil zu schützen. Am Aschermittwoch wird der Buschen dann verbrannt und jedem Mitglied der Familie mit der zurück gebliebenen Asche ein kraftspendendes und reinigendes Kreuz auf die Stirn gezeichnet werden.
Und wer sich jetzt noch fragt, warum es ausgerechnet Brezeln sind, die aus Germteig geformt werden: Die Form der Brezel soll das Symbol eines im Gebet versunkenes Menschen darstellen, die Arme vor der Brust gekreuzt. Als Vorlage für das Gebäck sollen Mönche gedient haben, die bei einem Bäcker Schlange gestanden haben. Diese hielten die Arme vor der Brust verschlungen, wie es sich seinerzeit gehörte. Der inspirierte Bäcker kreierte ein Teigstück in Anlehnung an diese Körperhaltung und benannte dies „Brezel“, abgeleitet von dem lateinischen „bracchium“, das übersetzt „Arm“ bedeutet.
Andere Überlieferungen, die Form betreffend besagen, dass die drei Brezelaugen die Dreifaltigkeit Gottes darstellt. Bis ins 18. Jahrhundert wurden Brezeln nur als Fastenspeise gebacken, daher hat sich dies in den Osterbrauch miteingebracht. Heutzutage gibt es natürlich viele verschiedene Arten & Geschmacksrichtungen der Breze.
Und wer es jetzt schon gar nicht mehr erwarten kann, selbt köstliche Brezeln zu backen und zu verspeisen: Wir haben für euch das Rezept der Tiroler Bäuerinnenorganisation aus dem Bezirk Kufstein rausgesucht. Diese originalen Palmbrezerl sind perfekt für den traditionellen Palmbuschen und reichen für ca. 80 Stück. Gutes Gelingen und Mahlzeit!
Alle Zutaten vermischen und den Germteig nicht zu lange gehen lassen. Wichtig: Teigstücke zu je 2 dag (=20 Gramm) abwiegen und 30cm lange "Würstel" wuzeln, zu Brezen formen und im Ofen bei 180 Grad (Heißluft) bis zur leichten Bräune backen.
Zu guter letzt möchte ich euch noch eine beliebte Bauernregel mitgeben: Ist der Palmsonntag ein heiterer Tag, für den Sommer ein gutes Zeichen sein mag! Sollten die Wettervorhersagen für Sonntag zutreffen, sollte uns ein schöner Sommer bevorstehen.