© Hannes Dabernig
Erster Betrieb in der Region, der mit dem Österreichischen und dem Europäischen Umweltzeichen ausgezeichnet wurde

Auszeichnung für den Hubenhof

von Katharina Muck Erstellt am 30. April 2019

für Weltretter*innen

  • Was Bastard-Staudenknöterich mit dem perfekten Hängemattenvergnügen zu tun hat
  • Und warum die Liebe zum Detail auch beim Pfeffer nicht aufhört

Der Hubenhof ist ein Apartmenthaus mitten in Ellmau, das in 3. Generation familiengeführt wird. Anlässlich der Übernahme der Geschäftsführung im Frühjahr 2017 hat Hannes mit seiner Lebensgefährtin Doris beschlossen, das ganze Haus zu renovieren und dabei komplett auf umweltverträgliche Materialien zu setzen. Dieses Engagement wurde jüngst belohnt, indem der Hubenhof als erster Betrieb in der Region das Österreichische Umweltzeichen und das EU-Ecolabel entgegen nehmen durfte – ein Grund für mich, mir das Haus anzusehen und die Personen dahinter kennenzulernen.

© Hubenhof

Ich treffe Hannes vom Hubenhof unten im Garten. Er legt selbst Hand an und bearbeitet Bastard-Staudenknöterich – ein Gewächs, von dem ich vorher noch nie gehört habe und das sich wohl in Europa seit den 50er Jahren ausbreitet und so invasiv ist, dass man total aufpassen muss, dass es die einheimische Flora nicht verdrängt. Auf der anderen Seite wachsen die Dinger aber wohl so schnell, das der Parkplatz, der neben der Wiese liegt, binnen kürzester Zeit hinter einer Hecke verschwinden wird – wodurch die Wiese mit den drei wetterfesten Hängematten zu einem noch schöneren Fleckchen Garten für die Gäste wird…

Hannes ist in Sichtweite des Hubenhofs aufgewachsen. Gebaut wurde das Haus 1978 von seinen Großeltern, dann 1992 von seiner Mutter übernommen und - wie es sich für den Nachwuchs - gehört musste Hannes als Bub oft mit Hand anlegen und den Großeltern und Eltern unter die Arme greifen. Heute übernimmt seine Tochter diesen Job, wenn sie da sind – sehr viel begeisterter als seinerzeit er…

Hannes selbst muss auch heute noch bei den handwerklichen und Hausmeistertätigkeiten ran. Zu seinem Leidwesen, weil er völlig unverhofft ein Talent dafür hat.

2017 hat Hannes die Geschäftsführung des Hubenhofs übernommen. Und für ihn und seine Lebensgefährtin Doris war von Anfang an klar, sie wollen den Hubenhof modernisieren, aber mit dem Fokus, den ökologischen Fußabdruck, der dabei hinterlassen wird, so gering wie möglich zu halten.

Damit hat es begonnen – seine Lebensgefährtin Doris und er haben nur Materialien ausgesucht, die ein Ökolabel haben. Und mit einer absoluten Liebe zum Detail diesen Gedanken wirklich bis in die letzte Ecke übertragen. Keine Wand, die mit etwas anders als Ökofarbe gestrichen wurde, der Teppich der ausliegt (und aus Lärmschutzgründen liegen muss) ist ökologisch zertifiziert, alle Reinigungsmittel und sogar das Spülmittel, das in jedem Zimmer für den Gast bereit steht, sind zertifiziert, genauso wie der Pfeffer Fair Trade und bio ist und die Wäschesäcke für die Handtücher aus Fair Trade Bio Baumwolle ist.

Eingekauft wurde, so möglich, in der Region, genauso wie viele Möbel und Einrichtungsgegenstände aus regionalem Material sind und, wenn machbar, regional gefertigt wurden. So zum Beispiel auch die Bank im Eingangsbereich – gefertigt von der Tischlerei Bucher-Feyersinger.

Natürlich gab’s beim Umbau auch Diskussionen und Kompromisse – zum Beispiel wollte Hannes die Zimmer nach Tieren, Doris lieber nach Pflanzen benennen - einig waren sie sich aber, dass es einheimische Tiere und Pflanzen sein sollen – und zwar bedrohte Arten, um auch hier auf die Umwelt aufmerksam zu machen.

Aus beruflichen Gründen lebt die Familie in Wien. Den Spagat, gleichzeitig den (groß-)elterlichen Betrieb in Ellmau weiter zu führen, kann nur realisiert werden, da sie hier eine wertvolle Mitarbeiterin gefunden haben, die die gleichen Ideologien teilt. Rezeptionistin Natascha betreibt selbst mit ihrer Familie einen Biohof und ist das Rückgrat des Hubenhofs. Sie ist die Stimme zum Gast und begrüßt ihn in seinem Urlaub – u.a. mit der Info, dass das Wasser aus dem Hahn besser als jedes gekaufte ist, und dass Mülltrennung von jedem zu übernehmen ist. Und sie bringt ihre Bio-Eier mit – sehr zur Freude der Gäste.

Während wir uns unterhalten und mir Hannes davon erzählt, wie sie sich zum Beispiel für die richtigen, druckregulierende Duschköpfe entschieden haben - sie haben 5 verschiedene Duschköpfe Zuhause selbst eingeschraubt und probegeduscht um für den Gast die perfekte Lösung zu finden -schauen wir uns die Zimmer an. Was mir auffällt, ist sofort der angehnehme Duft in jedem Zimmer – das sind die Zirbenkissen – es riecht nach Urlaub pur und ich weiß ich will unbedingt auch so eins!

Die Zimmer an sich sind alle sehr hell und freundlich – und auch hier wieder überall mit biologischen und ökologisch verträglichen Materialien eingerichtet. Was mich am Konzept begeistert ist wirklich, dass es konsequent bis zu Ende gedacht ist – selbst bei den Parkplätzen gibt es eine Ladestation für E-Autos und der Skischuh-Ständer im Keller wird energiesparend beheizt, was wohl nicht mehr an Strom benötigt, als eine alte Glühbirne zu beleuchten.

© Hubenhof

Letztendlich ist es natürlich auch so, wer der Umwelt was Gutes tun möchte, muss bereit sein etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Das gilt für gutes Bio Gemüse genauso wie für Möbel und Einrichtung – und nein, deshalb kann man nicht mehr Geld vom Gast verlangen. Aber die Zahlen stimmen trotzdem und der Gast freut sich, dass er Urlaub machen und gleichzeitig was für die Umwelt tun kann. Dieses gute Gefühl und vielleicht auch ein paar Anreize, selbst mehr auf Umweltschutz zu achten, nimmt er gerne mit nach Hause.

Mit dem Österreichischen Umweltzeichen und dem EU-Ecolabel hat der Hubenhof jetzt auch zwei nach außen sichtbare, staatlich anerkannte Gütesiegel für seine Bemühungen um die Umwelt und den nachhaltigeren Ansatz in der Beherbergung erhalten. Damit wird er zudem auch kostenlos auf Messen, in Werbebroschüren und auf den schnell wachsenden Plattformen für nachhaltigen Tourismus vertreten sein.

Fazit:
Umweltschutz ist hier eine Ideologie, kein Verkaufsargument – und es ist eine Geschichte die wir gerne erzählen.

Katharina Muck

Die gebürtige Konstanzerin ist im Dezember 2018 von München nach Ellmau gezogen. Jetzt macht sie hier die Region unsicher und freut sich über jede Sportart, jede spannende Tour, und alles andere Neue, was sie hier sehen und erleben kann. Sie ist keine gute, dafür aber eine begeisterte Bergsportlerin.

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